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Umschlagslager sind eine wichtige Lagerart, die Unternehmen dazu befähigt, Lieferketten aufrechtzuerhalten, diese zu optimieren und so einen effizienten Transportprozess zu ermöglichen. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, kommen dem Umschlagslager verschiedene Funktionen zu, welche wir Ihnen im folgenden Beitrag anhand von Beispielen näherbringen.
Was ist ein Umschlagslager?
Ein Umschlagslager dient der Zwischenlagerung von Waren auf dem Transportweg. Die Waren stammen dabei aus einer oder mehrerer Quellen. Sie laufen im zentral gelegenen Umschlagslager zusammen, von wo aus sie an ihren Bestimmungsort weitergeleitet werden. Ein Umschlagslager zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
- zentrale Lage an günstigen Verkehrsknotenpunkten (z. B. in der Nähe von Autobahnauffahrten, an Flughäfen, Bahnstrecken oder Schiffshäfen)
- hoher Automatisierungsgrad zur Gewährleistung eines effizienten Warenumschlags
- Sortierung und Zwischenlagerung von Waren
- temporäres Lager, um die Waren schnell an die Kundschaft oder andere Stationen weiterleiten zu können
Abgrenzung zum Transitlager
Auch wenn die Begriffe „Umschlagslager“ und „Transitlager“ oft synonym verwendet werden, handelt es sich dabei nicht um dieselbe Lagerart. Während ein Umschlagslager zur kurzzeitigen Lagerung von Waren dient, ist ein Transitlager lediglich ein Durchgangslager, in welchem Waren von einem Transportmittel auf ein anderes umgeladen werden, wodurch ein schneller Weitertransport gewährleistet ist. Eine Sortierung oder längere Zwischenlagerung findet hier nicht statt.
Verschiedene Arten von Umschlagslagern
Umschlagslager lassen sich nach ihrer Hauptfunktion unterscheiden:
- bestandsloses Umschlagslager: Cross Docking
- Hub-Umschlagslager
- Kühllager
- Hochregallager
- Gefahrgutlager
Lagerart | Eigenschaften |
---|---|
Bestandsloses Umschlagslager: Cross Docking | Im bestandslosen Umschlagslager werden die Waren nicht für längere Zeit eingelagert, sondern entweder gleich weiterversendet oder zunächst zu anderen Liefereinheiten zusammengefasst. Mithilfe dieses sogenannten Cross-Docking-Verfahrens sollen die Durchlaufzeiten der Waren von A nach B sowie die Lagerkosten so gering wie möglich gehalten werden. |
Hub-Umschlagslager | Als Hub bezeichnet man zentral gelegene Umschlagslager, die die Hauptknotenpunkte im Logistiknetzwerk sind. Waren treffen dort aus verschiedenen Quellen ein und werden entweder an kleinere Lager im Netzwerk oder zum Endbestimmungsort weitertransportiert. |
Kühllager | In Kühllagern, die als Umschlagslager fungieren, werden ausschließlich Waren gelagert bzw. umgeschlagen, bei denen das Aufrechterhalten einer Kühlkette erforderlich ist. Hierzu zählen zum Beispiel bestimmte Lebensmittel wie Milch- und Fleischprodukte sowie pharmazeutische Erzeugnisse. |
Hochregallager | Ein als Hochregallager konzipiertes Umschlagslager zeichnet sich durch seine enorme Größe aus. Hier können Waren bis zu 50 Meter hoch in Schwerlastregalen übereinandergestapelt werden. Häufig kommen solche Lager bei Unternehmen zum Einsatz, die viele verschiedene Waren oder sperrige Güter lagern. Mit einem Hochregallager lässt sich der Platz in der Höhe optimal ausnutzen. |
Gefahrgutlager | Sobald Gefahrgut umgeschlagen werden muss, sind spezielle Gefahrgutlager notwendig, in denen besondere Sicherheitsvorschriften gelten. Die eingehenden Güter müssen dort je nach Gefahrgutklasse sachgerecht gelagert werden. Für einige Gefahrstoffe gibt es beispielsweise Mengenbegrenzungen. Zudem dürfen keine flüssigen Gefahrstoffe über Feststoffen in einem Regal gelagert werden und bestimmte Stoffe müssen räumlich getrennt voneinander verwahrt werden. Ebenfalls gelten zum Umgang mit Gefahrstoffen sowie zum Gefahrguttransport besondere Vorschriften. |
Funktionen eines Umschlagslagers
Das Ziel eines Umschlagslagers ist, Waren effizient und kostenoptimal zu lagern, damit sie schnell an den Bestimmungsort weitergeleitet werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, kommen dem Umschlagslager verschiedene Funktionen zu:
- Warenannahme
- Warensortierung
- Warenlagerung
- Warenweiterleitung
Funktion | Eigenschaften |
---|---|
Warenannahme | Beim Wareneingang werden die Güter zunächst aus dem Transportmittel ausgeladen, sodass dieses gleich zur erneuten Beladung oder zur Weiterfahrt bereitsteht. Anschließend überprüft das Lagerpersonal die eingegangene Lieferung auf Korrektheit, Vollständigkeit und Qualität. Mängel meldet das Personal sofort an das liefernde Unternehmen. |
Warensortierung | Das Lagerpersonal sortiert die Lieferung nach Warengruppen oder stellt verschiedene Waren zu einer neuen Lieferung zusammen. Dieser Schritt ist optional und wird je nach Unternehmen und Waren anders gehandhabt. |
Warenlagerung | Nach der Sortierung oder schon nach der Annahme werden die Waren eingelagert. Hierbei kommt verschiedene Fördertechnik zum Einsatz (z. B. Hubwagen oder Krane). Sehr moderne Umschlagslager verfügen über einen hohen Automatisierungsgrad, bei dem Software unterstützt, den kürzesten Weg und die richtigen Lagerplätze für die Waren zu finden. |
Warenweiterleitung | Bevor die eingelagerten Waren an ihren Bestimmungsort weitergeleitet werden, kümmert sich das für die Kommissionierung zuständige Personal darum, die richtigen Waren in der richtigen Menge aus dem Lager zu holen und zu einer Lieferung zusammenzustellen. Gegebenenfalls werden die Waren neu verpackt oder auf Paletten gebündelt. Anschließend wird das Transportmittel beladen, wobei Hochhubwagen oder andere geeignete Fördermittel zum Einsatz kommen. Die Waren werden im Transportmittel gesichert, sodass sie während der Fahrt nicht beschädigt werden. Sobald die Lieferung das Lager verlassen hat, erfolgt die Aktualisierung des Warenbestands im ERP-System. |
Beispiel für ein Umschlagslager
Eine regionale Supermarktkette verfügt über ein Umschlagslager, aus dem die einzelnen Märkte in der Region beliefert werden. Die Lebensmittel stammen aus unterschiedlichen Quellen und werden regelmäßig mit verschiedenen LKW geliefert.
Eine lokale Molkerei liefert jeden Nachmittag Milch, Käse und Joghurt im Umschlagslager an. Das Lagerpersonal kontrolliert die Lieferung auf Vollständigkeit. Milchflaschen, Käsepackungen und Joghurtbecher werden anschließend zu neuen Lieferungen für die einzelnen Supermärkte zusammengefasst.
Die neu sortierten Lieferungen werden in einem gekühlten Bereich des Umschlagslagers untergebracht. Die einzelnen Paletten mit den Molkereiprodukten werden dort schon verpackt und für den Versand am nächsten Tag vorbereitet.
Am frühen Morgen treffen LKW ein, die die Supermärkte beliefern werden. Das Lagerpersonal holt die Molkereiprodukte aus dem gekühlten Bereich und verlädt sie auf die LKW – gemeinsam mit vielen anderen Lebensmitteln. Sind sämtliche Waren verladen, verlassen diese das Umschlagslager und werden an die Supermärkte geliefert.
Vor- und Nachteile eines Umschlagslagers
Vorteile
Ein Umschlagslager hat viele Vorteile für Unternehmen:
- Steigerung der Effizienz Logistikprozesse
- Flexibilität
- optimale Warenkontrolle
- höhere Kundenzufriedenheit
Das Umschlagslager gewährleistet einen effizienten Warenumschlag, sodass Lieferungen schneller an ihrem Bestimmungsort eintreffen, da sich die Lager an einem zentralen Ort befinden. Dadurch wird auch eine höhere Transportmittelflexibilität erreicht. Beispielsweise können Waren, die per Luftfracht angeliefert werden, schnell auf einen LKW oder Güterzug verladen werden, sodass ein schneller Weitertransport sichergestellt ist.
Umschlagslager bieten Unternehmen darüber hinaus eine bessere Kontrolle über ihre Warenströme, da sämtliche Waren zentral in einem Lager zusammenlaufen. Dadurch können Unternehmen ihre Lieferketten optimal ausgestalten. Das erhöht auch die Zufriedenheit der Kundschaft, da Waren schneller und auf einem kürzeren Transportweg versandt werden können.
Nachteile
Nachteilig können Umschlagslager für Unternehmen aus folgenden Gründen sein:
- höherer Aufwand, da Errichtung und Organisation eines zusätzlichen Lagers nötig
- evtl. höhere Transportkosten
- Abhängigkeit von Dritten, wenn das Unternehmen das Lager nicht selbst betreibt
Nutzen Unternehmen ein Umschlagslager, bedeutet das einen höheren Aufwand beim Warenmanagement, da eine zusätzliche Zwischenstation zu verwalten ist. Das geht auch mit höheren Transportkosten einher, wenn der Weg zum Umschlagslager länger ist als der direkte Weg zum Bestimmungsort.
Betreibt ein Unternehmen das Umschlagslager nicht selbst, hat es zudem keine Kontrolle über das Warenmanagement. Kommt es im Umschlagslager zu Problemen, ist die gesamte Lieferkette beeinträchtigt und das Unternehmen kann sich nicht selbst um Transportalternativen kümmern.
Für welche Unternehmen eignen sich Umschlagslager?
Umschlagslager sind grundsätzlich für Unternehmen geeignet, die selbst Waren produzieren, importieren oder exportieren. Vor allem Unternehmen in den folgenden Bereichen profitieren von Umschlagslagern:
- Logistik:
Ein Umschlagslager dient als Knotenpunkt für Logistikunternehmen: Hier werden Waren von verschiedenen Lieferanten gesammelt, sortiert und gebündelt. Die Güter werden vom Umschlagslager aus an ihren jeweiligen Bestimmungsort transportiert.
- Einzel- und Onlinehandel:
Unternehmen, die Waren beziehen, um diese weiterzuverkaufen, nutzen Umschlagslager zur Zwischenlagerung. Damit sind sie besser gegen Lieferengpässe gewappnet und auf eine schnell steigende Produktnachfrage vorbereitet.
- Im- und Export:
Sowohl für den Import als auch für den Export spielen Umschlagslager eine wichtige Rolle: Beim Export werden hier Waren verschiedener Lieferanten gesammelt, sortiert und gebündelt, bevor sie gemeinsam in das jeweilige Bestimmungsland transportiert werden. Auch können die Waren vor dem Weitertransport im Umschlagslager überprüft und aufbereitet werden.
Beim Import verhält es sich ähnlich: Häufig erreichen Waren verschiedener Lieferanten in großen Mengen das Umschlagslager. Dort werden sie sortiert und gebündelt, bevor sie an den Bestimmungsort weitertransportiert werden. Produkte und Waren können im Umschlagslager auf Beschädigungen oder Mängel überprüft werden.
- Produzierende Unternehmen:
Für Unternehmen, die selbst Produkte herstellen, sind Umschlagslager nützlich, um die Lieferketten für Materialien, Teile und Rohstoffe optimal am Laufen zu halten – insbesondere dann, wenn größere Strecken zwischen verschiedenen Produktionsstandorten, Produktionslagern und Vertriebsstätten zurückzulegen sind.
Tipps für eine optimierte Umschlagslogistik
Abschließend wollen wir Ihnen einige Tipps geben, wie Sie Ihre Umschlagslogistik und damit auch Ihre Intralogistik verbessern können:
1. Automatisierung
Ein automatisiertes Lager hilft Ihnen dabei, Ihren gesamten Logistikprozess so effizient wie möglich zu gestalten. Hier kommen sowohl mechanische als auch digitale Helfer zum Einsatz:
- automatische Förderbänder
- selbstfahrende oder hochautomatisierte Stapler, Hubwagen und Roboter
- Lagermanagementsoftware zur automatischen Zuweisung von Lagerplätzen und zur Ermittlung der optimalen Wege und Fahrstrecken durch das Lager
2. Platzoptimierung
Zur optimalen Einlagerung der Waren legen Sie am besten schon bei der Lagerplanung fest, welche Waren wo und wie gelagert werden und welches Regalsystem und welche Fördermittel zum Einsatz kommen sollen. Entsprechende Software unterstützt Sie hier zusätzlich, Ihre Lagerstrategie optimal umzusetzen: Einmal eingerichtet, findet Sie beim Wareneingang schnell geeignete freie Plätze in Ihrem Lager und zeigt Ihnen den effizientesten Weg dorthin.
Mit einem Warenmanagementsystem (ERP-System) verfolgen Sie Warenein- und -ausgänge in Echtzeit. So können Sie rechtzeitig Waren nachbestellen, wenn diese zur Neige gehen. Anhand der Daten erkennen Sie auch, welche Waren besonders schnell oder langsam Ihr Lager wieder verlassen, womit Sie auch Ihren Beschaffungs- und Einkaufsprozess optimieren können.
FAQ zum Thema „Umschlagslager“
Ein Umschlagslager dient zur Zwischenlagerung von Waren auf deren Transportweg. Die Waren können dabei aus einer oder mehrerer Quellen stammen. Sie laufen im zentral gelegenen Umschlagslager zusammen, von wo aus sie an ihren Bestimmungsort weitergeleitet werden.
Grundsätzlich können alle Arten von Gütern oder Waren in einem Umschlagslager gelagert werden, sofern das Lager die jeweiligen Anforderungen erfüllt, z. B.:
· Warenpaletten mit klein- oder großteiligen Gütern (z. B. Getränkedosen oder Elektrogeräte)
· Stückgut entweder einzeln oder in kleineren Gruppen verpackt (z. B. Kleidung, Kosmetikartikel und Zubehör für Elektronik)
· Gefahrgut (z. B. Chemikalien)
· Schüttgut (z. B. Getreide, Sand und Kies)
· Verderbliche Waren, die in einem bestimmten Temperaturbereich gelagert werden müssen (z. B. Lebensmittel und Pharmaerzeugnisse)
Grundsätzlich sind Umschlagslager für Unternehmen geeignet, die selbst Waren produzieren, exportieren oder importieren, z. B. Logistikunternehmen oder Betriebe aus dem Einzel- und Onlinehandel.
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